Alles hat ein Ende, die Wurst hat zwei, Oskar Lafontaine hat vier

Eine Laudatio zum 80. Geburtstag auf einen der wenigen Charismatiker in der deutschen Politik. Von Heribert Prantl In der Zeit, in der Oskar Lafontaine groß geworden ist, gehörte es sich, dass man in einer Rede mindestens zwei Goethe-Zitate unterbringt, in der Geburtstagsrede drei. Lafontaine hat Geburtstag, er wird kommenden Samstag achtzig Jahre alt. Was könnte

Wo die Denkmäler noch mehr lügen als anderswo

Das Buch ist ein melancholischer Thriller von ganz eigener Art. Es ist ein literarisches Gewebe über Macht und Korruption, über Liebe und Liebeleien, über internationale Großkanzleien und gefinkelte Karrieren; es ist ein Drama über ungarische Geschichte und Gegenwart, über abgezweigte und abgeschöpfte EU-Gelder. Ein Roman, in dem eine so komplexe Rechtsmaterie wie das EU-Vergaberecht eine

Deutscher Sachbuchpreis: Das Welken des Wiesenschaumkrauts

Das alte bäuerliche Leben ist verschwunden; in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts ging es unter. Ewald Frie, als neuntes von elf Kindern auf einem Bauernhof im Münsterland aufgewachsen, hat diesen Untergang erlebt. Und weil er heute Professor für neuere Geschichte ist, verlässt er sich nicht einfach nur auf seine eigenen Erinnerungen; er hat

Der abgeschaltete Magnet

Die Kirchenaustrittszahlen beschreiben eine Katastrophe, es ist eine Katastrophe von historischem Ausmaß. Es verbrennt nicht nur die Tradition, es verbrennt die Kraft der Kirche, der katholischen zumal, als Wertegemeinschaft und orientierende Instanz. Es geht das verloren, was die Gesellschaft lange geprägt hat; es geht auch das verloren, was der Gesellschaft von heute guttun würde: Es

Wie menschenfeindliche Politik in Europa normalisiert wird

Asylbetrüger sind nicht Flüchtlinge, die Schutz vor Verfolgung und Hilfe in der Not suchen – sondern Politiker, die ihnen Schutz und Hilfe verweigern. Von Heribert Prantl Der freundliche alte Herr war besorgt. „Ich hoffe“, so sagte er, „die Kinder haben keine Angst.“ Nein, vor ihm hatten sie keine Angst. Richard von Weizsäcker lächelte ja großväterlich,

Deutschland, eine Südseeinsel

Nach uns die Sintflut? Das rabiate Vorgehen der Strafverfolger gegen die „Letzte Generation“ ist unverhältnismäßig und töricht. Es demonstriert die Abhängigkeit der Staatsanwaltschaft von der Politik. Von Heribert Prantl Nehmen wir an, die Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“ hießen nicht Henning Jeschke, Lina Eichler, Anja Windl, Carla Hinrichs und Miriam Meyer. Nehmen wir an,

Das Gänsehaut-Lied der deutschen Revolution

Ein solches Album, ein CD-Album mit Liedern der deutschen Revolution von 1848, habe ich mir immer gewünscht: zum Nachlesen, zum Lernen, zum Mitsingen. Kurz vor der Rede des Bundespräsidenten zum 175. Jubiläum des Paulskirchenparlaments am vergangenen Donnerstag habe ich entdeckt, dass es dieses Album schon gibt; die Sängerin Joana hat es im November 2019 aufgenommen.