Parteistiftung der AfD: Steuermillionen für Erbschleicher?

Es ist dies das Schlimmste, was dem grandiosen Gelehrten Desiderius Erasmus von Rotterdam seit der Inquisition passiert ist: Die Parteistiftung der AfD schmückt sich ausgerechnet mit dem Namen dieses großen Europäers und Humanisten. Es handelt sich um Erbschleicherei und um eine Verunglimpfung des Angedenkens Verstorbener. Erasmus ist im Jahr 1536 gestorben. Er war ein Wegbereiter

Man wird Seite für Seite klüger

Heute empfehle ich Ihnen ein Buch, das seit seinem Erscheinen reichlich gefeiert wird. Ich könnte es also lassen. Ich empfehle es Ihnen trotzdem, denn wer den Rechtsstaat und die Menschlichkeit verteidigt, kann es nicht nicht empfehlen. Es ist ein Muss für mich, Ihnen zu schreiben: Lesen Sie unbedingt Emmanuel Carrères großartiges Werk V13 über den

Der aufhaltsame Aufstieg der AfD

Warum beim Bundesverfassungsgericht ein Antrag auf Auflösung dieser Partei gestellt werden muss: Es geht um präventiven Schutz vor Staatsstreicherei. Von Heribert Prantl „Thüringen ist erst der Anfang“: So klang der Triumph der AfD-Spitzenfrau Alice Weidel, nachdem die oppositionelle CDU in Thüringen ein Gesetz mit Hilfe der AfD durchgesetzt hatte. Der Anfang wofür? Für den Griff

Seine Verse waren zärtlich, seine Verse waren stark

Vor fünfzig Jahren wurde Salvador Allende in den Selbstmord getrieben. Ein Militärputsch unter dem General Augusto Pinochet, gefördert von den Amerikanern und gepäppelt mit Waffen auch aus Deutschland, stürzte den demokratisch-sozialistischen Präsidenten Chiles. Die Putschisten bombardierten den Präsidentenpalast von Flugzeugen aus, Panzertruppen stürmten den Palast. Der frei und demokratisch gewählte Präsident Allende, ein Bauernsohn und

Alles hat ein Ende, die Wurst hat zwei, Oskar Lafontaine hat vier

Eine Laudatio zum 80. Geburtstag auf einen der wenigen Charismatiker in der deutschen Politik. Von Heribert Prantl In der Zeit, in der Oskar Lafontaine groß geworden ist, gehörte es sich, dass man in einer Rede mindestens zwei Goethe-Zitate unterbringt, in der Geburtstagsrede drei. Lafontaine hat Geburtstag, er wird kommenden Samstag achtzig Jahre alt. Was könnte

Wo die Denkmäler noch mehr lügen als anderswo

Das Buch ist ein melancholischer Thriller von ganz eigener Art. Es ist ein literarisches Gewebe über Macht und Korruption, über Liebe und Liebeleien, über internationale Großkanzleien und gefinkelte Karrieren; es ist ein Drama über ungarische Geschichte und Gegenwart, über abgezweigte und abgeschöpfte EU-Gelder. Ein Roman, in dem eine so komplexe Rechtsmaterie wie das EU-Vergaberecht eine

Die Unfähigkeit, andere verstehen zu wollen

Wenn Leute nicht auf Linie liegen: Meinungsfreiheit in angespannten Zeiten. Vom „Friedensklärchen“ bis zum Ukraine-Krieg. Von Heribert Prantl Es gab eine Zeit, es war die Frühzeit der Bundesrepublik, in der ein späterer Bundespräsident, es war Gustav Heinemann, von deutschen Geheimdiensten abgehört wurde – gerade so, als gäbe es keine Unverletzlichkeit der Wohnung. Es war dies

Deutscher Sachbuchpreis: Das Welken des Wiesenschaumkrauts

Das alte bäuerliche Leben ist verschwunden; in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts ging es unter. Ewald Frie, als neuntes von elf Kindern auf einem Bauernhof im Münsterland aufgewachsen, hat diesen Untergang erlebt. Und weil er heute Professor für neuere Geschichte ist, verlässt er sich nicht einfach nur auf seine eigenen Erinnerungen; er hat

Die nationalen Pinkler

Ich liebe den Dichter Joseph Roth, ich verehre seine Sprachmacht und seine Sprachkraft, die sich nicht nur in seinen großartigen Romanen wie „Hiob“ oder „Radetzkymarsch“ oder in der „Legende vom heiligen Trinker“ zeigt. Sie zeigt sich auch in seinen journalistischen Kommentaren und Leitartikeln aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Damals hat er die Schrecknisse