Das Buch ist ein melancholischer Thriller von ganz eigener Art. Es ist ein literarisches Gewebe über Macht und Korruption, über Liebe und Liebeleien, über internationale Großkanzleien und gefinkelte Karrieren; es ist ein Drama über ungarische Geschichte und Gegenwart, über abgezweigte und abgeschöpfte EU-Gelder. Ein Roman, in dem eine so komplexe Rechtsmaterie wie das EU-Vergaberecht eine Rolle spielt, ist eine Seltenheit.

Der Autor kennt sich aus. Der 55-Jährige ist Romancier nur im Nebenberuf, im Hauptberuf ist der Schweizer ein Ordinarius für Völkerrecht in Zürich, der seine wissenschaftliche Karriere als Professor an der Universität Budapest begonnen hat und der 2006 persönlicher Mitarbeiter von Luzius Wildhaber war, dem Präsidenten des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. „Die Lichter von Budapest“ – so heißt sein zweiter Roman: eine packende Ferienlektüre, ein scharfer Einblick ins Orban-Ungarn. Die ungarische Hauptstadt ist in diesem Roman eine Stadt, „in der die Denkmäler noch etwas mehr lügen als anderswo und in der die Sonne nachts heller scheint als am Tag“. Die Erzählkunst des Autors zeigt sich schon im ersten Satz, wo ein alter Herr dem erzählerischen Ich vom ersten Moment an das ungute Gefühl gibt, „der zu sein, der ich bin.“

Oliver Diggelmann: Die Lichter von Budapest. Der Roman hat 208 Seiten, er ist 2023 in der Kröner Edition Klöpfer erschienen und kostet 22 Euro.

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