Der Widerborst

Die innere Sicherheit hat dem Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele viel zu verdanken. Die Geheimdienste sollten am kommenden Dienstag eine Lobrede auf den Verstorbenen halten. Von Heribert Prantl Vertrauen ist die Währung der Demokratie: Es gibt Gesetze, die sehr viel Vertrauen genießen; das Grundgesetz und seine Grundrechte vor allem. Es gibt rechtsstaatliche Institutionen, die viel Vertrauen genießen;

Isidors Zauberreich, Isidors Hölle

Die Geschichte vom Aufstieg und Ende des jüdischen Kommerzialrats Dr. Isidor Gellert könnte alles Mögliche sein: eine Tragödie, ein Rührstück, ein Zeitdrama, eine erschütternde Farce oder (die Autorin ist die Großnichte des Protagonisten) eine traurige Familienbiografie. Bücher dieser Art, die vom Unglück jüdischer Vorfahren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts berichten, sind inzwischen Legion,

Auch für die Konzentrationslager wurden Grundbücher angelegt

Auf dem Umschlag steht, es handele sich um ein „glänzend geschriebenes Buch“, um eine „fulminante Studie“. Dergleichen Werbung steht auf vielen Buchumschlägen. Bei diesem Buch ist das kein Geklingel, es ist die Wahrheit. Das Werk von Benjamin Lahusen über die deutsche Justiz in Kriegs- und Nachkriegszeiten ist eine Entdeckung, es ist ein furioses Meisterwerk, es

Warum wir ein Europa-Plebiszit brauchen

Alle Macht geht vom Volke aus. Aber wo geht sie hin? Mit Zustimmung des Volkes nach Brüssel und Straßburg! Die Europäische Union braucht einen demokratischen Schub. Der beginnt mit einer Volksabstimmung. Von Heribert Prantl Es ist nicht überliefert, was einst der göttliche Zeus der schönen Königstochter namens Europa nach der Entführung zum Essen aufgetischt hat.

Ein Furz aus dem Vatikan

Die römische Erklärung gegen den Reformkurs der katholischen Kirche in Deutschland ist grob beleidigend und ein Zeugnis wohltönender Borniertheit. Der „Synodale Weg“ wird abgekanzelt. Auf diesen groben Klotz gehört ein grober Keil. Von Heribert Prantl Die Erklärung aus Rom ist kurz, sie ist von wohltönender Unverschämtheit, sie ist eine miese Missachtung des verzweifelten Ringens der

Befruchtet, gepackt, fasziniert

Der Journalismus heißt so, weil er für den Tag gemacht ist. Es gibt aber journalistische Texte, die sind unbegrenzt haltbar, haltbarer jedenfalls als viele Bücher. Dazu gehören die Reisereportagen von Joseph Roth. Der Journalist und Schriftsteller Joseph Roth, 1894 geboren im galizischen Städtchen Brody in der heutigen Ukraine, reiste in den zwanziger Jahren des vergangenen

Deutschlands erste Rechtsanwältin

In trotziger Beharrlichkeit räumte Maria Otto vor 100 Jahren die massiven Hindernisse beiseite, die Frauen damals den Weg in die Juristerei verbauten. Haben Frauen die Rechtsprechung verändert? Oder sollte man das gar nicht fragen? Von Heribert Prantl Sie hat deutsche Geschichte, sie hat Emanzipationsgeschichte geschrieben. Ihr Name ist Maria Otto. Sie war die erste Frau,

Wenn ein Vogel dir auf den Kopf macht, hast du Glück…

…heißt es. Und wenn er woanders hinmacht? Hast Du auch Glück. Dieser Spruch ist einer vielen schönen Mikrotexte, die der 35-jährige syrische Schriftsteller Hamed Abboud zwischen seine 13 Erzählungen gestreut hat. Ich bin im Zuge seiner Lese-Reisen auf ihn gekommen. Abboud ist vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat erst nach Ägypten geflohen und kam dann

Kriegsverbrechervergötzung

Man stelle sich vor, die österreichische Familie Schicklgruber würde auf ihrem Familiengrab ein Steinkreuz errichten: für einen Gefreiten des Ersten Weltkriegs und Träger des Eisernen Kreuzes Zweiter Klasse; für einen Familienangehörigen der Groß-Sippe Schicklgruber, der zwar dort nicht körperlich bestattet ist, weil dessen Asche irgendwo im Großraum Berlin anonym verstreut liegt, aber: das Steinkreuz der