Lauernde Erinnerungen: Das Marterl

Es ist ein Buch über Idylle und Abgrund, ein Roman über Kindheit und Jugend in einer niederbayerischen Kleinstadt; es ist ein lustiges Buch, es ist ein trauriges Buch, bemerkenswert schnörkellos geschrieben. Es ist das erste Buch des 35-jährigen Journalisten Johannes Laubmeier, der eigentlich eine Reportage über den Tod seines Vaters schreiben wollte, der vor zehn

Atemlose Beschleunigung

Vor etwa einer Generation hat die Verdichtung der Lebens- und Arbeitswelt begonnen; der Druck, flexibel zu sein, hat zugenommen; der Doppelverdiener-Haushalt ist der Normalfall geworden. Die Erwerbstätigkeit der Frauen war und ist ein emanzipatorischer Segen. Aber es ist nicht unbedingt ein gesellschaftlicher Segen, dass die bisherige maskuline Art, in Vollzeit und unter Ausschluss von Familienarbeit

Kein Schwein ruft mich an

Einsamkeit ist ein großes, ein immer größeres Thema. Die Corona-Krise war und ist nach Ansicht von Caritas-Präsidentin Eva-Maria Welskopp-Deffaa ein „Einsamkeits-Beschleuniger“. Auch auf dem Katholikentag in Stuttgart stelle man und sie sich daher soeben die Frage, wie und wo man in den Zeiten von Social Distancing und Facebook noch Gemeinschaft erleben kann. Für Christinnen und

Wenn Luther Papst geworden wäre

Dies ist sowohl eine Buchempfehlung, als auch ein Glückwunsch. Heinz Schilling, ein Meister der Geschichtswissenschaft, wird am Montag, am Verfassungstag, achtzig Jahre alt. Meister Schilling, emeritierter Professor für die Europäische Geschichte der frühen Neuzeit an der Humboldt-Uni in Berlin, hat ein Meisterwerk geschrieben, in dem er die Entstehung des modernen Europa aus dem Geist der

Wem die Stunde schlägt

Die Autorin Elvira Steppacher ist dem Tod auf der Spur. Sie geht auf den Friedhof, stundenweise, 99 Tage lang. Und sie beobachtet genau: Sie registriert, sie protokolliert, sie recherchiert; sie hält nicht einfach nur fest, was sich da abspielt; sie erfasst die Friedhofsnatur mit kraftvoller Pedanterie und mit subversiver Nachdenklichkeit. „Stundenheft“ nennt sie ihre Beobachtungen

Ein Lager, ein Gefangener, ein Tag

Das Erstlingswerk des späteren Literaturnobelpreisträgers Alexander Solschenizyn wird sechzig Jahre alt. Seine ergreifende und erschütternde Erzählung „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“ ist 1962 erstmals erschienen. Ich habe das kleine Buch, das einst bei mir im Regental-Gymnasium Nittenau Klassenlektüre war, in Verzweiflung über Putin und seine Machenschaften noch einmal gelesen. Es lohnt sich. Die