Die Autorin Elvira Steppacher ist dem Tod auf der Spur. Sie geht auf den Friedhof, stundenweise, 99 Tage lang. Und sie beobachtet genau: Sie registriert, sie protokolliert, sie recherchiert; sie hält nicht einfach nur fest, was sich da abspielt; sie erfasst die Friedhofsnatur mit kraftvoller Pedanterie und mit subversiver Nachdenklichkeit. „Stundenheft“ nennt sie ihre Beobachtungen und Reflexionen. Das erinnert, weil dabei so eine Art private Friedhofsliturgie entsteht, an die Stundenbücher, also an die von Laien benutzten Gebetbücher im Mittelalter. Es finden sich darin Betrachtungen zu Krankheit, Tod, Spiritualität – nicht spintisierend, sondern sehr handfest und praktisch.

Das Buch ist eine Hommage an den Friedhof und es kreist um die ewige Frage, was danach, was nach dem Tod kommt. Protagonistin ist eine Frau, die einen Gehirntumor hat, die weiß, dass sie sterben wird. Deswegen will sie das Leben auf dem Friedhof erleben. Das Buch mit dem Titel „Von Fall zu Fall“ ist das schriftstellerische Debüt einer studierten Literaturwissenschaftlerin, Jahrgang 1963, die lange Jahre die katholische Journalistenschule IfP als Geschäftsführerin geleitet hat. Das Buch hat den internationalen Literaturpreis der Ärztekammer für Wien errungen; die Jury pries eine „ebenso einfache wie überzeugende Kongruenz zwischen Inhalt und Form“. Da hatte sie recht. Das Buch ist ebenso eigen wie lesenswert.

Elvira Steppacher: Von Fall zu Fall. Ein Stundenheft. Das Buch ist Anfang April 2022 im Verlag Braumüller erschienen, es hat 223 Seiten und kostet 24 Euro.

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