Dies ist sowohl eine Buchempfehlung, als auch ein Glückwunsch. Heinz Schilling, ein Meister der Geschichtswissenschaft, wird am Montag, am Verfassungstag, achtzig Jahre alt. Meister Schilling, emeritierter Professor für die Europäische Geschichte der frühen Neuzeit an der Humboldt-Uni in Berlin, hat ein Meisterwerk geschrieben, in dem er die Entstehung des modernen Europa aus dem Geist der Religion und der Kirchenspaltung beschreibt. In einer spannenden Zeitreise beschreibt er, wie die Reformation Luthers zur treibenden Kraft der Moderne geworden ist. Vereinfacht gesagt: Wenn Luther Papst geworden und also einfach alles römisch-katholisch weitergegangen wäre, wäre Europa intellektuell versumpft und gesellschaftlich vermodert. Schilling preist die Multikonfessionalität Europas.

Ich habe mich bei der Lektüre an ein Interview erinnert, dass ich im Jahr 1996 für die Süddeutsche Zeitung mit dem alten Wiener Kardinal Franz König geführt habe; König hat darin betont, wie sehr Europa von der Vielzahl der Religionen geprägt sei, auch vom Islam. Die Türkei und der Islam, so sagte damals Kardinal König, ragen tief hinein „in die Geschichte dessen, was wir Europa nennen“ – so dass wir das „unmöglich ausschließen können“. Und er erklärte: „Nationalismus ist unchristlich“ und er warb schlicht und eindringlich: „Christentum und Islam, Europa und Türkei müssen miteinander leben, nicht nebeneinander“.

Heinz Schilling: Das Christentum und die Entstehung des modernen Europa. Aufbruch in die Welt von heute. Das Buch hat 480 Seiten, es ist im Februar 2022 im Herder-Verlag erschienen und kostet 28 Euro.

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