Es ist ein Buch über Idylle und Abgrund, ein Roman über Kindheit und Jugend in einer niederbayerischen Kleinstadt; es ist ein lustiges Buch, es ist ein trauriges Buch, bemerkenswert schnörkellos geschrieben. Es ist das erste Buch des 35-jährigen Journalisten Johannes Laubmeier, der eigentlich eine Reportage über den Tod seines Vaters schreiben wollte, der vor zehn Jahren bei einem Motorradunfall starb. Es wurde ein Roman daraus, ein ganz exzellenter Roman, erinnerungsprall, ein „Pandämonium lauernder Erinnerungen“, wie der Kunstkritiker Maximilian Sippenauer im Bayerischen Rundfunk formulierte.

Der Autor, in Deutschland wie in England (dort für britische Medien) als Reporter unterwegs, ist in Regensburg geboren und in Abensberg aufgewachsen. Ich habe sein Erinnerungsbuch schon deswegen mit Neugier gelesen, weil Laubmeier aus meiner Welt, aus der niederbayerisch-oberpfälzischen Provinz kommt; und an vielen Stellen habe ich vor Freude gegluckst und gelacht. Er beschreibt die Welt der bayerischen Kleinstadt, die ein Ort ist, an dem man wahnsinnig glücklich und wahnsinnig schwermütig sein kann, manchmal sogar fast gleichzeitig. Es ist eine Welt mit seltsamen Sitten, vordergründig sittsam, hintergründig sittenlos; sie ist herzhaft, oft herzlich, manchmal entsetzlich herzlos. Johannes Laubmeier fädelt seine Erinnerungen daran auf zu einem Meisterstück – mit beiläufigem Witz und beißender Kritik.

Das Cover des Buches zeigt einen kleinen Jungen im gelben Regenmantel, der mit Taucherbrille am Bahnsteig steht und darauf wartet, dass der Zug kommt, in dem sein Vater sitzt. Johannes, der Bub, spielt am Gleisbett den Tiefseeforscher – und der Vater versteht ihn. Johannes Laubmeier hat ihm ein berührendes Denkmal gesetzt, ein Marterl.

Johannes Laubmeier, Das Marterl. Der Roman ist im März 2022 im Verlag Tropen erschienen, es hat 288 Seiten und kostet 22 Euro.

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