Einsamkeit ist ein großes, ein immer größeres Thema. Die Corona-Krise war und ist nach Ansicht von Caritas-Präsidentin Eva-Maria Welskopp-Deffaa ein „Einsamkeits-Beschleuniger“. Auch auf dem Katholikentag in Stuttgart stelle man und sie sich daher soeben die Frage, wie und wo man in den Zeiten von Social Distancing und Facebook noch Gemeinschaft erleben kann. Für Christinnen und Christen, wie sie sich auf katholischen und evangelischen Kirchentagen treffen, müsste die Antwort eigentlich einfach sein: Die Taufe ist die Eingliederung in eine Gemeinschaft, in der das gute Miteinander, in der Nächstenliebe, Vergebung, Barmherzigkeit und Gleichberechtigung praktiziert werden – praktiziert werden sollen. Aber auch die christliche Praxis sieht leider anders an.

Wie überwindet man Beziehungslosigkeit und Leere? Was ist und wie geht Freundschaft? Das sind die Fragen, die Sebastian Schoepp umtreiben. Er hat ein feines Buch über Freundschaft geschrieben. Er erzählt darin viel aus seinem Leben; er sinniert, er spintisiert auch, er philosophiert; er verknüpft seine Beobachtungen und Überlegungen mit denen der Denker und Philosophen. So entsteht eine Mischung von kleinen Geschichten und großen Gedanken. Sebastian Schoepp ist ein ehemaliger Kollege bei der Süddeutschen Zeitung, er hat für sie viele Jahre über Spanien und Lateinamerika berichtet. Mitten im Schaffen stieg er aus, wurde Schriftsteller: „Rettet die Freundschaft“.

Mich hat sein schönes Buch an einen Satz von Heiner Geißler erinnert; er war der Politiker, mit dem ich wohl am öftesten und am längsten geredet habe. Geißler schrieb in ein Buch, das er mir zum 55. Geburtstag schenkte, die Widmung: „Zwischen Politikern und Journalisten gibt es keine Freundschaft. Gäbe es sie, wären wir Freunde“. Der Wein, den er auf dem Hügel hinter seinem Haus anbaute, hieß „Gleisweiler Hölle“ und schmeckte ziemlich köstlich. Wir sind immer per Sie geblieben – obwohl wir so viel miteinander gelacht, gegessen, getrunken und gegrübelt haben.

Sebastian Schoepp, Rettet die Freundschaft! Wie wir gemeinsam wieder zu mehr Leichtigkeit und Lebensfreude finden. Das Buch ist 2022 im Westend-Verlag Frankfurt erschienen, es hat 240 Seiten und kostet 24 Euro.

Spread the word. Share this post!