Letzte Ehre: Vom Sinn des Trauerns

Sehr geehrte Damen und Herren, Soeben, am letzten Oktobertag, dem Reformationstag, wurde in Schwäbisch Hall der Politiker Erhard Eppler beerdigt. Die Trauergäste berichten von einer eindrucksvollen Trauerfeier für einen eindrucksvollen Politiker – in der Hallenkirche St. Michael, einem Gotteshaus, das hoch auf einem Bergsporn inmitten der alten Reichsstadt thront. Eppler war ein christlicher Freigeist. Es

Weiterarbeiten und nicht verzweifeln

Sehr geehrte Damen und Herren, „Weiterarbeiten und nicht verzweifeln“: Das war das Motto, das der Sozialdemokrat Hans-Jochen Vogel viele Jahre lang im Geldbeutel mit sich herumtrug. Herbert Wehner hatte ihm einst den Zettel zugesteckt. Vogel hat ihn gern als Kopie weiterverteilt; mir hat er ihn vor zwei Jahrzehnten geschenkt, als ich mich über die Änderung

Der AfD-Jude, der AfD-Schwarze und die AfD-Lesbe

Sehr geehrte Damen und Herren, an der Ecke Dultstraße/Oberanger in München liegen auf neunzig Quadratmetern viele regenbogenbunte Platten auf dem Boden. Wer dieses Bodenmosaik aufmerksam betrachtet, der entdeckt, dass in zwei der Platten Winkel eingelassen sind – ein rosafarbener Winkel und ein schwarzer Winkel. Rosafarbene Winkel mussten in der NS-Zeit die Schwulen tragen, die ins

Der vierte Tag der Deutschen Einheit

Sehr geehrte Damen und Herren, es gibt erstens einen offiziellen Tag der Deutschen Einheit, zweitens einen inoffiziellen Tag der Deutschen Einheit und drittens einen ziemlich unbekannten, aber symbolträchtigen Tag der Deutschen Einheit. Vielleicht kommt in Kürze ein weiterer symbolischer Einheitstag hinzu: Dann nämlich, wenn nach der Landtagswahl in Thüringen die CDU dort eine Zusammenarbeit mit

Glanz und Elend der SPD – vor dreißig Jahren wurde die Partei in der DDR wieder gegründet

Sehr geehrte Damen und Herren, die SPD feiert am Montag im Atrium des Willy-Brandt-Hauses zu Berlin ein feines Jubiläum. Sie feiert ein Jubiläum, das Anlass ist für Stolz und Melancholie. Sie feiert am 7. Oktober unter dem Titel „Herkunft und Zukunft“ die Wiedergründung der Sozialdemokratie im Osten vor genau dreißig Jahren. Gesät, gepflanzt – aber

SOS für die Ehre

Sehr geehrte Damen und Herren, die Verrohung der Bürgerlichkeit, die in der AfD und auf Facebook um sich greift, hat, wie man seit einer Woche weiß, auch das Landgericht Berlin erreicht. Genauer gesagt: Sie hat die 27. Zivilkammer des Landgerichts erreicht, besetzt mit den Richterinnen Sonja Hurek und Katharina Saar sowie dem Richter Holger Thiel.

Seehofer – ein Rätsel? Ein Chamäleon? Oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde?

Sehr geehrte Damen und Herren, was ist Bundesinnenminister Horst Seehofer: ein Rätsel? Ein Chamäleon? Ein reuiger Sünder? Gibt es womöglich nicht nur einen, sondern zwei Seehofer – einen Dr. Jekyll und einen Mr. Hyde? Seehofer ist in der vergangenen Woche damit aufgefallen, dass er auf einmal über Flüchtlinge und über deren Rettung aus Seenot ganz

Hirnlosigkeit ist kein Geschäftsmodell. Akten sind hochpolitisch.

Sehr geehrte Damen und Herren, am kommenden Dienstag beginnt in Suhl der viertägige Deutsche Archivtag. Das klingt langweilig, ist es aber nicht. In diesen Tagen und Wochen wird das schon deswegen deutlich, weil der Bundestag darüber entscheidet, wie die Zukunft der Stasi-Unterlagen aussehen soll. Seit Oktober 1990 werden sie von einer eigenständigen Behörde verwaltet. Der

Gleichberechtigung: Mission erfüllt?

Sehr geehrte Damen und Herren, am Donnerstag der kommenden Woche beginnt in Halle-Wittenberg der Bundeskongress des Deutschen Juristinnenbundes, der drei Tage dauert. Das ist nun eigentlich kein zwingender Anlass für einen Newsletter, sondern eher einer zum Feiern, weil viel erreicht worden ist: Vor fünfzig Jahren war der Frauenanteil bei den Juristen noch marginal, Jurastudentinnen waren

Der deutsche Völkermord in Afrika. Gibt es eine Aussöhnung mit den Herero?

Sehr geehrte Damen und Herren, die kurze, aber ungute deutsche Kolonialgeschichte ist hierzulande wenig bekannt. Sie hat nur dreieinhalb Jahrzehnte gedauert und wird vom Ersten und Zweiten Weltkrieg überlagert. Diese Kolonialgeschichte handelt von Elfenbein, sie handelt von Kautschuk und Palmöl, sie handelt von der Renommiersucht des Kaisers Wilhelm, von abgebrannten Dörfern, von vergewaltigten Frauen, von