Manchmal steht man vor seinem Bücherregal, sucht etwas ganz Bestimmtes, findet dabei etwas ganz Anderes und liest sich dann fest. Mit dem Roman der britischen Feministin Fay Weldon ist es mir in diesen Tagen so ergangen. Weldon ist soeben 91 Jahre alt geworden. Vor vierzig Jahren hat sie ein grotesk komisches, ein bizarr verrücktes Buch über die Verwandlung einer Hausfrau geschrieben.

Aus einer unansehnlichen betrogenen Ehegattin wird eine attraktive Femme fatale, eine betörende, intrigante Kämpferin, die auf ihrem Rachefeldzug alles zerstört, was ihrem Mann wichtig war: Sie zündet das eheliche Heim an, sie macht seine Karriere kaputt, sie treibt seine Geliebte in den Wahnsinn und bringt ihn für Jahre ins Gefängnis: „Die Teufelin“ heißt das Buch, das auf Deutsch 1987 erschienen ist und im englischen Original aus dem Jahr 1983 „The Life und Loves of a She-Devil“ heißt; es ist 1989 mit Meryl Streep in einer der Hauptrollen eher betulich verfilmt worden. „Die Teufelin“ ist ein Buch über diabolische Rachsucht, lustvolle Bösartigkeit und kapriziöse Monstrosität. Mein Verwandlungs-Resümee: Strafrecht ist es, wenn der Mensch sich in einen Täter verwandelt. Literatur ist es, wenn er sich in einen Käfer verwandelt. Feminismus ist es, wenn sich die Frau in einen Racheengel verwandelt.

Fay Weldon, Die Teufelin. Roman. In einer Taschenbuchausgabe 1989 erschienen bei dtv, 197 Seiten.

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