Das Buch beginnt mit einem schönen Wort von Willy Brandt: „Es gilt, sich gegen den Strom zu stellen, wenn dieser sich wieder einmal ein falsches Bett zu graben versuchte.“ Die Autoren des Buches, unter ihnen der Historiker Peter Brandt, der Sohn von Willy Brandt, wollen mitwirken bei diesem Versuch. Sie schreiben an gegen einen neuen Kalten Krieg, sie werben für eine neue Friedenspolitik; sie befürchten, dass die Weiterführung des Ukraine-Kriegs die relative poltisch-strategische Eigenständigkeit der Europäischen Union und ihrer Mitgliedsstaaten auf ein Minimum reduziert.

Sie beklagen, dass der Einsatz immer schwerer Waffen der Diplomatie keine Chance lässt. Ulrich Brand, Professor für Internationale Politik in Wien, prognostiziert in einem Anhang zum Buch, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine den Klimaschutz auf Jahre hinaus lähmen wird: „Die fossile und atomare Industrie hat nun Rückenwind, präsentiert sich als Retterin in der Not.“ Selbst zerrissen in der Frage, was das die angemessene Antwort auf Putin ist, hält er eines für sicher: „Es bedarf dringend der politischen Foren, um Interessendifferenzen und Konflikte zu besprechen, zu verhandeln und zu tragfähigen Lösungen für alle zu kommen.“ Das Buch will lehren, dass Entspannungspolitik kein Appeasement ist, sondern Realpolitik gegenüber potenziell und aktuell gefährlichen Gegnern.

Autoren sind Michael Müller, der von 1983 bis 2009 für die SPD im Bundestag saß, ihr umweltpolitischer Sprecher war und heute Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschland ist; des Weiteren Peter Brandt, emeritierter Professor für Neuere und Neueste Geschichte, und Reiner Braun, Geschäftsführer verschiedener Friedensorganisationen.

Michael Müller, Peter Brandt, Reiner Braun: Selbstvernichtung oder gemeinsame Sicherheit. Unser Jahrzehnt der Extreme: Ukraine-Krieg und Klimakrise. Das Buch ist 2022 erschienen im Westend Verlag, es hat 171 Seiten und kostet 20 Euro.

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