Das Buch von Mely Kiyak ist ein herzzerreißend trauriges, ein herzzerreißend freches und ein herzzerreißend inniges Buch. Es ist ein Buch über die zwei einzigen Themen, über die zu sprechen und zu schreiben sich wirklich lohnt: über Liebe und Tod. Es ist ein Buch, das unendlich weit weg vom Kitsch ist und unendlich nah dran am Leben. Die wunderbare Kollegin Mely Kiyak schreibt über das Sterben ihres Vaters, der ein aus der Türkei stammender kurdischer Eiwanderer und ein fabelhafter Geschichtenerzähler ist.

Dieses Talent hat seine Tochter geerbt und es zeigt sich schon auf den ersten fünf Zeilen des Buches: „Mein Vater geht wie eine betrunkene Ballerina. Weder trinkt er, noch kann er tanzen. Er versucht, beim Laufen einfach nicht umzukippen. Sorgfältig setzt er seinen Fuß vor der nächsten und wedelt würdevoll mit den Armen, um sein Gleichgewicht nicht verlieren.“ Aber er verliert es, er bekommt Krebs. Und seine Tochter Mely macht sein Schicksal zu ihrem. Den anrührenden Roman über seinen Überlebenskampf hat Mely Kiyak erstmals 2013 im S. Fischer Verlag publiziert. Für die soeben erschienene Neuausgabe im Verlag Hanser hat die Autorin das Buch „stark bearbeitet“, wie es dort heißt. Ich kenne die alte Ausgabe nicht. Die neue ist ein Buch zum Weinen, zum Lachen und zum Niederknien.

Mely Kiyak: Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an. Der Roman, soeben erschienen bei Hanser, hat 222 Seiten und kostet 23 Euro.

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