Demokratie ist eine Gemeinschaft, die ihre Zukunft miteinander gestaltet – nach den Regeln, die man miteinander bestimmt hat. Zukunft! Miteinander! Gestalten! Das ist Demokratie. Und sie findet jeden Tag statt. Die Grundregeln für dieses Gestalten stehen im Grundgesetz. Peter Zolling schreibt diesem Grundgesetz zum 75. Jubiläum einen 224 Seiten langen Liebesbrief. Es ist dies aber keine Schwärmerei, keine Schwelgerei, keine Anbetung. Das Buch ist auch ein Liebeskummerbrief, es ist ein Liebesbrief in Zeiten der Konfusion. Den Autor des Buches bekümmern Umfragen des Jahres 2023, wonach 25 Prozent der Deutschen mit der Demokratie in Deutschland unzufrieden sind, zehn Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Der Autor analysiert die Radikalisierungsschübe in der Gesellschaft und fragt danach, wie bedrohlich sie sind für die Verfassung. Er ist besorgt, aber optimistisch. Sein Buch endet mit dem Satz „Die wehrhafte Demokratie“ ist gefragt.
Die Ur-Ausgabe des Buches von Peter Zolling ist 2009 zum sechzigsten Geburtstag des Grundgesetzes erschienen. Seitdem ist ungeheuer viel passiert: Corona-Pandemie, Klimawandel, der Ukraine-Krieg. Zolling bezieht das in die überarbeitete Neuausgabe ein – und vertraut dabei der Kraft des Grundgesetzes und der Kraft des Bundesverfassungsgerichts, das er, im Falle der Corona-Pandemie, zu viel lobt: in der Pandemie hat es sich seiner Verantwortung nicht gestellt. Gleichwohl und vielleicht auch deswegen ist und bleibt das Gesamturteil Zollings richtig: „Die überaus gestresste Gesellschaft befindet sich in deutlich schlechterer Verfassung als das Grundgesetz selbst“.
Als die Erstausgabe vor 15 Jahren in Hamburgs „Patriotischer Gesellschaft“ im Rahmen einer Podiumsdiskussion vorgestellt wurde, habe ich über das Buch rühmend gesagt: „Am liebsten hätte ich es selbst geschrieben“. Das gilt für die überarbeitete Neuauflage auch. Es ist ein feines Geburtstagsbuch.
Peter Zolling: Das Grundgesetz. Die Verfassung unserer Demokratie. Das Buch, das soeben bei dtv in der „Reihe Hanser“ erscheint, hat 224 Seiten und kostet 12 Euro.