Im Sommer 1944 ist der Krieg für Deutschland verloren, aber das knappe Jahr bis zur Kapitulation wird sein blutigstes Kapitel. Zwar werden seit Monaten deutsche Städte von den westlichen Alliierten in Grund und Boden gebombt. Aber erst in diesem Sommer rücken die Armeen der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion vom Westen, Süden und Osten auf die deutschen Grenzen zu. Der von Deutschland entfesselte Weltkrieg kehrt zu seinem Ausgangspunkt zurück.
Dieser Sommer ist jetzt achtzig Jahre her; er ist das Thema des Schriftstellers und Journalistenkollegen Christian Bommarius. Bis zur Kapitulation und der Zerschlagung der NS-Diktatur am 8. Mai 1945 werden in ganz Deutschland noch Millionen Menschen sterben. „Und bis zur Einsicht der Deutschen, dass der Untergang der Diktatur und das Ende des Krieges der Beginn ihrer Befreiung war, werden noch Jahrzehnte vergehen.“ Mit diesem Satz endet das Vorwort des Buches.
Es ist ein faszinierend verstörendes Buch, ein abgründiges Puzzle aus Glimmer und Grauen. Bommarius wechselt die Schauplätze behände und kunstvoll, ihm gelingt es tatsächlich, wie es sein Verlag beschreibt, „die Gleichzeitigkeit von Morden und Lebensfreude“ darzustellen. Es ist der Sommer, in dem die Befreiung beginnt. Es ist schon sehr viel über diese zehn Monate geschrieben worden, man hat nicht wenig davon gelesen. Aber nie war ich von einem Buch über diese Zeit so gepackt. Bommarius ist ein Meisterwerk gelungen.
Christian Bommarius: Todeswalzer: Der Sommer 1944. Das Buch ist soeben bei dtv erschienen. Es hat 320 Seiten und kostet 26 Euro.