Die Demokratie in Deutschland beginnt nicht erst 1949 mit dem Grundgesetz. Sie beginnt auch nicht erst 1918/19 mit der Weimarer Republik und auch nicht 1848 mit dem Parlament in der Frankfurter Paulskireche. Die Geschichte der deutschen Demokratie beginnt viel, viel früher, sie beginnt vor fünfhundert Jahren, sie beginnt 1525 mit einer spektakulären Urkunde, einem Freiheits- und Gerechtigkeitsmanifest, den zwölf Bauernartikeln von Memmingen. Und sie beginnt mit den Ereignissen, die heute Bauernkriege heißen. Die Bauernkriege waren der gescheiterte Versuch, diese Memminger Artikel durchzusetzen. Diese Artikel forderten eine Gesellschaft, in der „brüderliche Gerechtigkeyth“ herrscht; sie forderten eine Ordnung, in der das Recht gilt und nicht die Willkür.
Soeben wurde zum Abschluss des Festjahres in Memmingen, der alten freien Reichsstadt, der diesjährige „Memminger Freiheitspreis 1525“ an Christian Streich verliehen; Streich war dreißig Jahre lang Spieler und Trainer beim SC Freiburg. Er meldet sich regelmäßig in politischen und gesellschaftlichen Debatten grundrechtsmahnend zu Wort. Seine Statements für Toleranz und gegen rechtsextreme Hetze sind legendär. Die Grünen-Politikerin Claudia Roth würdige ihn in ihrer Laudatio in der St. Martin-Kirche so: „Du hast das Stadion zum Lernort der Demokratie gemacht.“
Über die Memminger Bauernartikel und die Bauernkriege sind etliche hervorragende neue Bücher erschienen. Wer in kurzer, geraffter und pointierter Form wissen will, was da Sache war und ist, der lese die 144 Seiten des Historikers Peter Blickle, „Der Bauernkrieg. Die Revolution des gemeinen Mannes“, soeben in siebter Auflage erschienen. Es ist ein kleines, feines, kluges Buch, das den Kopf aufsperrt.
Peter Blickle, Der Bauernkrieg. Die Revolution des Gemeinen Mannes.Erschienen bei C.H.Beck Wissen. Das 2025 in siebter Auflage erschienene Buch hat 144 Seiten und kostet 12 Euro.