Bildbände gibt es viele. Einblicke gibt es wenige. Der Bildband mit den Fotografien des 2019 verstorbenen Stern-Fotografen Volker Hinz heißt nicht nur so. Seine Bilder sind Einblicke in Politik und Gesellschaft. Seine Bilder erzählen Geschichten, Hinz war ein fotografischer Geschichtenerzähler, er war ein begnadeter Porträtfotograf. Mit zwanzig Jahren hat er seine ersten Bilder an Zeitungen verkauft, mit 24 wurde er Leiter der Sven Simon Bildagentur, dann war er fast vierzig Jahre lang Fotograf für den Stern, hat von Hamburg und von New York aus gearbeitet; er hat die Bildsprache dieses Magazins geprägt, er hat immer wieder ironische Perspektiven auf die von ihm fotografierten Subjekte und Objekte gefunden.
Die Journalistin Christiane Grefe hat die klugen begleitenden Texte geschrieben; sie staunt bei der Betrachtung einer Serie von Politiker-Porträts aus dem Jahr 1974 darüber, „wie unterschiedlich man doch aufrecht stehen kann“ und darüber, wie Hinz öffentliche Persönlichkeiten dazu bringt, sich charakteristisch zu zeigen. „Franz Josef Strauß: mit Knitterfalten und verklemmt-listigem Pennälergrinsen. Walter Scheel, staatstragend aufrecht mit Restlöckchen und elegantem Einstecktuch. Der Sozialdemokrat Hans Matthöfer: linkslocker mit verschränkten Armen – während die Arme von Helmut Kohl wieder mal ungelenk viel zu lang herabhängen.“ Die Bayerische Staatsbibliothek hat das Fotoarchiv von Hinz gekauft, viele der Fotografien sind bis 2. Februar in einer Ausstellung dort zu sehen. Wenn es einen Himmel für Fotografen gibt, dann ist Volker Hinz jetzt dort und fotografiert den lieben Gott beim Studium seines Bildbandes.
Volker Hinz: EinBlick. Der Bildband ist im Oktober 2024 bei Hartmann Books in Stuttgart erschienen. Er hat 264 Seiten, zeigt 268 Fotos und kostet 38 Euro.