Nicht launig (wie in diesem SZ-Artikel von Roman Deininger), aber dafür sehr umfangreich beschreibt Rudolf Hanisch die Partei Söders in seinem Buch „CSU in der Krise. Eine Volkspartei am Scheideweg.“ Es ist dies ein Buch für Stoiberisten und für diejenigen, die von den Zeiten der absoluten CSU-Mehrheit in Bayern träumen.

Hanisch, 77, ist Jurist und ehemaliger bayerischer Spitzenbeamter, er war Referent für politische Grundsatzfragen bei Ministerpräsident Franz Josef Strauß, Leiter des Ministerbüros von Edmund Stoiber in dessen Zeit als Innenminister, er kam dann mit Stoiber in die Staatskanzlei und war dort Amtschef. Seine Karriere ist mit Stoiber aufs Engste verbunden. Das Fazit von Hanisch: „Mit einer zunehmend neoliberalen und populistischen Ausrichtung“ habe die CSU ihren Erfolgsweg verlassen. Ihre Glanzzeiten seien vorbei, sie habe ihre Dynamik verloren und sei „in die größte Krise ihrer Geschichte geraten“.

Zunehmend populistische Ausrichtung? Das ist ein schelmischer Vorwurf, weil eines der Hauptkennzeichen der CSU seit jeher der Populismus war und ist. Und neoliberal? Den größten neoliberalen Anfall hatte die CSU zu Zeiten von Stoiber als Parteichef und Ministerpräsident: Stoiber privatisierte die Energieunternehmen, er ökonomisierte den Staatsforstbetrieb und er verbetriebswirtschaftlichte die Staatsverwaltung. Interessant ist, wie hoch Rudolf Hanisch (zusammen mit seinem einstigen Chef) die Latte für die nächste Landtagswahl legt: „Edmund Stoiber sieht nach wie vor das Potenzial für eine absolute Mehrheit“. Strauß würde darauf sagen: „Ultra posse nemo obligatur / Niemand kann verpflichtet werden, Unmögliches zu leisten“. Die Söder-CSU wird mit 37 bis 40 Prozent gut zufrieden sein.

Rudolf Hanisch: CSU in der Krise. Eine Volkspartei am Scheideweg. Das Buch hat 223 Seiten und ist Ende 2022 im Verlag Attenkofer erschienen. Es kostet 24,80 Euro.

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