Die Biografie endet auf Seite 251 mit dem Satz: „Die vielleicht größte politische Umwälzung auf dem Kontinent seit dem Ende des Kalten Krieges ist in vollem Gange – und der Bub aus der Erdmannsiedlung in Radenthein mittendrin.“ Der Bub aus der Bergbaustadt Radenthein in der Kärtner Provinz ist Herbert Kickl, Chef der Rechtsaußenpartei FPÖ, der mit einiger Wahrscheinlichkeit der nächste Bundeskanzler in Wien sein wird.
Gernot Bauer und Robert Treichler, beide Journalisten beim Nachrichtenmagazin profil, haben eine lehrreiche, spannende und höchst lesenswerte Biografie über Kickl geschrieben – über seinen Aufstieg, seine Radikalität, seine Obsessionen, seine Illiberalität als Chef einer eigentlich liberalen Partei, über seine Europafeindlichkeit, über seine Lust an der Provokation. Seit Kickl die Partei übernommen hat, ist sie in den Umfragen vom dritten auf den ersten Platz vorgestoßen, von 17 Prozent auf knapp 30. Mit welchen Mitteln und Methoden ist ihm das gelungen? Darauf geben die beiden Biografen kundige Antworten. Sie porträtieren einen Einzelgänger, der voll Misstrauen steckt, und kommen bei ihren Beschreibungen zu einem beunruhigenden Ergebnis: „Hinter der souveränen Fassade steckt eine unfertige Persönlichkeit.“ Der Mann ist gefährlich.
Gernot Bauer und Robert Treichler: Kickl und die Zerstörung Europas. Das Buch ist 2024 im Wiener Verlag Paul Zsolnay erschienen, hat 254 Seiten und kostet 25 Euro.