In seiner Studie zu den Kriegsursachen (The causes of war) stellt der australische Historiker Geoffrey Blainey resigniert fest, dass auf tausend Seiten über Kriegsursachen nur eine einzige über Friedensgründe kommt. Es ist auch so, dass auf zehntausend Bilder vom Krieg nur ein Bild vom Frieden kommt. Bilder des Friedens langweilen schnell. Frieden ist, sagt Blainey, ein „newsless vacuum“, eine vergleichsweise nachrichtenfreie Zeit, schwer kommunizierbar. Der Frieden stimuliert die Phantasie auch weit weniger als der Krieg; das zeigt sich schon bei den allegorischen Darstellungen von Krieg und Frieden.

Der Frieden ist mehr als das Ende des Krieges. Er muss gestiftet werden. Friedensverhandlungen gehören zu diesem Stiften. Der Kriminalwissenschaftler Hans von Hentig hat in den frühen 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Buch über den „Friedensschluss“ geschrieben. Es ist zuletzt 1965 bei dtv neu aufgelegt worden, sein Untertitel: „Geist und Technik einer verlorenen Kunst“. In diesem Buch blättere ich gerade. Es handelt vom punktuellen Friedensakt, wie der Westfälische Friede 1648 einer war und wie ihn der Autor nach dem 2. Weltkrieg vermisst. Ein neueres, umfassendes und beeindruckendes Werk darüber, „wie Kriege enden“, hat 2002 der Hamburger Historiker Bernd Wegner als Herausgeber vorgelegt. Es behandelt die „Wege zum Frieden von der Antike bis zur Gegenwart“ und ist eine Fundgrube.

Es bedarf – wenn wir an den Ukraine-Krieg denken – nicht einfach eines Friedensvertrags. Es bedarf eines gesteuerten Friedensprozesses, der schrittweise zur Deeskalation der Gewalt führt. Es ist ein schöner Traum, sich vorzustellen, dass in Neuauflagen oder neuen Werken über Friedensschlüsse berichtet werden könnte, dass und wie die verlorene Kunst wiederentdeckt und erweitert worden ist.

Hans von Hentig: Der Friedensschluss. Geist und Technik einer verlorenen Kunst. 288 Seiten, zuletzt erschienen als Taschenbuch 1965 bei dtv. Nur noch antiquarisch zu erwerben.

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