Auf Seite 153 sitzt sie im Pailettenkleid auf einem Panzer, irgendwo an der deutschen Front; der US-Soldat neben ihr lächelt ein wenig schüchtern. Mit grünem Filzstift hat sie auf dem Foto vermerkt „Trying to keep them smiling“. Der Journalist Reiner Burger, Korrespondent der FAZ in Nordrhein-Westfalen, hat im Kölner Greven-Verlag ein fabelhaftes Buch über „Marlene Dietrich an der Front“ herausgebracht.
Es zeigt auf vielen bisher unveröffentlichen Fotos die deutsch-amerikanische Sängerin als Kriegsentertainerin. Es zeigt sie „in the flesh“, wie es auf den Plakaten der Camp Shows hieß, leibhaftig also. Marlene betört die Boys, sie singt, sie kocht, sie kellnert, sie putzt, sie hält die Soldaten bei Laune, besucht sie im Lazarett. Handschriftliche Notizen des Hollywood-Stars zu vielen Fotos sind mitabgedruckt.
Manchmal sind die Kommentare von Verlag oder Autor etwas bieder geraten, so auf Seite 33. Da steht zu einem Foto, auf dem die Dietrich Bein zeigt und ein Soldat vor ihr kniet, der Satz: „Marlene Dietrich verschreibt sich mit Haut und Haaren dem Kampf gegen Nazideutschland und setzt auch ihre weltberühmten Beine für die gute Sache ein.“
Der großformatige Bildband ist ein ganz besonderes Buch zum achtzigsten Jahrestag der Befreiung von der Naziherrschaft. Es zeigt einen Star mit Mumm und im Drillich, es zeigt, wie Widerstand gegen die Nazis auch aussehen konnte: Die Schauspielerin weigerte sich, die NS-Propaganda zu unterstützten, nahm stattdessen 1939 die US-Staatsbürgerschaft an, betreute die US-Truppen. 1947 verlieh ihr US-Präsident Harry S. Truman die Freiheitsmedaille, Reiner Burger schreibt: Sein Buch erzähle „von dem ‚guten‘ Amerika, davon, was Demokratie und Freiheit damals bedeutet haben, und dass man dafür kämpfen muss.“
Reiner Burger: Marlene Dietrich an der Front. Das großformatige Buch ist vor wenigen Tagen im Kölner Greven-Verlag erschienen. Es hat 160 Seiten und kostet 38 Euro.