Wer den Jesuitenpater Andreas Batlogg noch nicht kennt, wird ihn jetzt kennenlernen: Batlogg analysiert und kommentiert in den nächsten Tagen (oder Wochen?) für das ZDF die Papstwahl im Vatikan. Batlogg ist ein großer Kenner der innerkirchlichen Machtverhältnisse, er kennt die Vorder- und die Hintergründe des Konklaves – und er kennt sich beeindruckend gut aus in den Fragen des Glaubens und des Nichtglaubens. Davon handelt sein jüngstes Buch; es heißt „Jesus glauben“. Batlogg stellt viele gute Fragen und beantwortet sie klug. Glauben Christen, was sie im Glaubensbekenntnis bekennen? Ist ihnen bewusst, was sie da sagen? Kann sich jeder Christ zurechtrücken, was Gott ist? Müssen alte Formeln bestehen bleiben oder in eine zeitgemäße Sprache transferiert werden? Schaffen Übertragungen des Glaubenskerns in Poesie oder in Dialekt mehr Nähe, mehr Klarheit, mehr Zugang?
Wie gespalten die Christenheit ist, veranschaulicht Batlogg an der Kreuzweggestaltung des Priesterkünstlers Sieger Köder (1925 – 2015). Der stellte in seiner Heimatstadt im baden-württembergischen Wasseralfingen die Station „Jesus wird seiner Kleider beraubt“ als Einzelbild mit dem Titel „Zerrissener Mantel“ dar. Um Jesus‘ Gewand ohne Naht, das die unteilbare Kirche Christi symbolisiert, streiten sich ein protestantischer Pfarrer im Talar, ein orthodoxer Pope im goldglänzenden Ornat, ein katholischer Bischof (Papst?) mit Messgewand und Mitra sowie ein Revolutionär mit roter Flagge, der sich auf Jesus beruft. „Keiner befeindet mehr den anderen, man lebt allein und fromm vor sich hin. Weil aber jeder in seine Richtung zeigt, entsteht ein neues Kreuz: das Kreuz der fortgesetzten Spaltung, das Gegenteil von dem, was Jesus wollte. Jesus steht halbnackt und traurig in der Mitte der vier Gestalten.“ Von einem gemeinsamen Glaubensbekenntnis sind die christlichen Kirchen noch weit entfernt.
Andreas R. Batlogg: Jesus glauben. Wie alte Formeln lebendig werden. Das Essay ist 2025 als Hardcover erschienen im Matthias Grünewald Verlag. Es hat 144 Seiten und kostet 19 Euro.