Der „Hermannsweg“, 156 Kilometer lang, verläuft entlang dem Teutoburger Wald und gilt als einer der schönsten Höhenwege Deutschlands. Ob das so ist? Das mag man entscheiden, wenn man sich auch andere Fußwege erwandert oder zumindest erlesen hat: den Nibelungensteig, den Pfälzer Weinsteig, den Albsteig, den Rheinsteig oder den Malerweg. Das Buch von Sebastian Schoepp, das er „Seelenpfade“ genannt hat, ist dazu eine verlockende Anregung.

Der „Hermannsweg“, der mich schon seines Namens wegen zu dieser kleinen Buchempfehlung reizt, verdankt diesen Namen natürlich nicht Hermann Unterstöger, dem soeben verstorbenen wunderbaren Streiflichtschreiber der Süddeutschen Zeitung, um den ich in diesem Newsletter trauere, sondern dem Germanenführer Hermann dem Cherusker, dem Sieger über die römischen Legionen bei der Varusschlacht im Jahr 9 nach Christus. Schoepp erzählt das alles, Geschichte und Gegenwart, im Plauderton, er beschreibt die Gegend, ihre Probleme, auch seine eigenen Befindlichkeiten beim Wandern – und fragt sich selbst, ob sein Gehen vielleicht gar ein subversiver Akt ist, „eine Art stiller Protest gegen das Immermehr, das unseren Planeten an den Rand des Kollapses gebracht hat.“

Sebastian Schoepp war früher außenpolitischer Redakteur der SZ, zuständig für Spanien und Lateinamerika, und hat an der Universität Barcelona Journalismus gelehrt. Heute ist er so eine Art journalistischer Privatgelehrter, der anregende Bücher schreibt.

Sebastian Schoepp: Seelenpfade. Warum ich durch Deutschland wandere, um zu mir selbst zu finden. Das Buch ist 2025 im Westend-Verlag erschienen; es hat 256 Seiten und kostet 24 Euro.