Wie soll Frieden werden im Nahen Osten, wie soll Frieden werden in der Ukraine? Es geht nicht ohne das Gespräch. Darauf beharren all diejenigen die festgehalten haben und festhalten am Dialog, auch da, wo er kaum mehr möglich scheint: Da sind die Vereine und Städte, die Partnerschaften mit Russland weiterführen. Da sind Schriftsteller aus verfeindeten Völkern, die miteinander korrespondieren – wie das einst Romain Rolland und Stefan Zweig im Ersten Weltkrieg taten. Da sind israelisch-palästinensische Friedensprojekte, die weitermachen mit ihrer Arbeit.

Exemplarisch für diesen befriedenden Dialog ist die Korrespondenz zwischen dem Orientalisten und muslimischen Deutsch-Iraner Navid Kermani und dem Soziologen und jüdischen Israeli Natan Sznaider. In ihrem Büchlein, das sie im Oktober 2023 publizierten, stellen sie fest: „Wir erinnerten uns an die wirklichkeitsschaffende Kraft der Gewalt, die nur noch Schmerz und Trauer hinterlässt, aber auch daran – und das war das Wichtigste vielleicht für uns (…) -, dass man selbst in der Sprachlosigkeit noch sprechen kann, und sei es ohne Worte. Sei es nur, dass man den anderen atmen hört.“ Die Frage lautet, ob und wie und wann aus dem Atmen ein Aufatmen werden kann. Davon handelt der Schriftwechsel zwischen Kermani und Sznaider, den sie nach ihrer ersten Begegnung 2002 in Haifa geführt hatten. 21 Jahre später, so hoffen die beiden Autoren, hilft ihre Korrespondenz, um die schreckliche Gegenwart im Nahen Osten besser zu verstehen.

Navid Kermani/Natan Sznaider: Israel. Eine Korrespondenz. Das Büchlein ist, mittlerweile in der zweiten Auflage, im Herbst 2023 im Hanser Verlag erschienen. Es hat 63 Seiten und kostet 10 Euro.

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