Dieses Buch ist das Tagebuch einer Liebe, der Liebe zu einer Frau, die Italien heißt. Stefan Ulrich erzählt begeistert und begeisternd von dieser Liebe, davon, wie sie entstanden ist, warum sie so lange hält und warum sie immer noch wächst. Er erzählt von ihren kleinen und großen magischen Momenten. Er erzählt von Geschichte und Gegenwart, von Sinnlichkeit, Geselligkeit, von Farbe und Licht – und davon, wie und wo die Liebe durch den Magen geht. Man erfährt, wenn man es nicht schon weiß, wie schwer es ist, in Italien schlecht zu essen. Das Wort „erfährt“ ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen. Stefan Ulrich erfährt das Land 4102 Kilometer und zwei Monate lang, von ganz oben nach ganz unten, vom Brenner nach Trapani, und von links nach rechts und von rechts nach links und von kreuz nach quer. Und es ergeht ihm, wie es schon so vielen Italienreisenden ergangen ist: Die Reise nach Italien, die Reise durch Italien ist eine Reise zu sich selbst. Er kann das bestrickend beschreiben.

Stefan Ulrich kennt Italien wie seine Hosentasche: Es ist das Land, in das er schon als Kind mit seinen Eltern reiste und in dem er später jahrelang Korrespondent der Süddeutschen Zeitung war. Aber auf seiner jetzigen Fahrt ins Blaue erlebt er Land und Leute immer wieder neu. Kann man sich immer wieder neu verlieben? Es geht – und man kann das lesen. Auf Seite 349 geht ihm auf, dass es ihm in Italien nie langweilig ist: „Das liegt wohl daran, dass ich in Italien, anders als zu Hause, im Augenblick lebe. Der Augenblick aber kann nicht langweilig sein, weil er keine Dauer in der Zeit hat und schon vorbei ist, wenn man ihn bemerkt.“

Stefan Ulrich war und ist ein sehr liebenswürdiger und sehr kenntnisreicher Kollege. Er war mein Stellvertreter als Leiter des SZ-Ressorts Meinung und dort dann auch mein Nachfolger. Wenn er seinem neuen Buch den Untertitel „Die geheimnisvolle Leichtigkeit Italiens“ gibt, dann denke ich mir: auch die Zusammenarbeit mit ihm war von einer geheimnisvollen Leichtigkeit. Stefan Ulrich ist vor kurzem aus dem Tageszeitungs-Journalismus ausgestiegen, um sich dem Schreiben seiner Bücher zu widmen; er ist Schriftsteller und Publizist geworden. Sein neues Buch ist ein verführerisches Lehrbuch des schönen Reisens, voll von Lustbarkeiten und Legenden; es ist eine große, kluge Plauderei, die mit einem wunderbaren Satz endet: „Italien ist das Versprechen von Glück“. Beim Lesen spürt man mehr als einen Hauch davon.

Stefan Ulrich, Und wieder Azzurro. Die geheimnisvolle Leichtigkeit Italiens. Das Buch ist soeben bei dtv erschienen, es hat 368 Seiten und kostet 12,95 Euro.

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