– so lauten zwei der Kapitelüberschriften dieses Buches über Frauenklöster und Klosterfrauen. Es ist ein wunderbares Buch, optisch und inhaltlich; es ist eines der schönsten Bücher des Jahres 2022, mit diesem Prädikat ausgezeichnet von der Stiftung Buchkunst. Es handelt von der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft der Frauenklöster und von der Transformation der Klostergemeinschaften in einer Zeit, die vom Nachwuchsmangel und vom Kleiner-Werden geprägt ist. Das Buch bietet spektakuläre Einblicke in alte und neue Gebäude und Gebetsräume, in die soziale und ökonomische Wirklichkeit dieser Ordensgemeinschaften. In ihrer Einführung weisen die Herausgeberinnen darauf hin, dass gegenwärtig Gemeinschaftsprojekte boomen: solidarische Landwirtschafts- und Wohnungsbaugenossenschaften, Energiekooperationen, Baugemeinschaften und andere gesellschaftliche Initiativen, „die gemeinwohlorientiert statt profitmaximiert arbeiten, die das Richtige für Mensch, Gemeinwohl und Natur tun wollen“. Sie fragen daher, „was viele in Kollektiven arbeitende, urbane, berufstätige, sich selbst verwirklichende nomadisierende und künstlerisch tätige Frauen mit und ohne Kinder von den Frauen, die heute im Kloster leben, lernen können“. Dieses Buch gibt die Antwort darauf. In Interviews, in Porträts, in klugen Texten.

Mir ist beim Blättern und Lesen ein Erlebnis meiner Kindheit eingefallen: Unsere Familie besuchte das Kloster Mallersdorf, die Schwester Oberin führte uns durch die prächtige Anlage, gegründet 1107, die seit 1869 das Mutterhaus des römisch-katholischen Ordens der Armen Franziskanerinnen ist. Der Orden ist sehr sozial engagiert – in Kitas, Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern. Als die Besichtigung zu Ende war, sagte meine Mutter zur Oberin, ihr sei aufgefallen, wie viele ausgesprochen schöne junge Schwestern es hier gäbe. Worauf die Oberin meinte: „Glauben Sie, unser Herrgott mag nur die Hässlichen?“ Das ist Jahrzehnte her, die jungen Schwestern von damals leben heute im Altenheim des Klosters, der Nachwuchs fehlt. Wie kann – das ist der Ansatz des Buches, das ich hier empfehle – das spirituelle und kulturelle Erbe der Klöster erhalten werden?

Jutta Görlich / Ulrike Rose (Hg.): Klosterfrauen Frauenkloster. Eine künstlerische Untersuchung zu Frauenklöstern im Wandel. Das Buch hat 176 Seiten mit fünfteiligem Leporello-Umschlag und enthält 120 farbige Abbildungen. Es ist erschienen im Verlag Jovis in Berlin und kostet 32 Euro.

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