Wolfgang Borchert war Buchhändler, Schauspieler, Soldat an der Ostfront und Schriftsteller. Er wurde nicht alt, er starb im Alter von 26 Jahren am 20. November 1947 in Basel, heute vor 75 Jahren also. Einen Tag nach seinem Tod kam in den Hamburger Kammerspielen die Theaterinszenierung seines Hörspiel-Dramas „Draußen vor der Tür“ zur Aufführung. Es handelt vom Kriegsheimkehrer Beckmann, es ist ein Aufschrei gegen den Krieg, es zeigt, was der Krieg mit einem Menschen und aus einem Menschen macht.

Es beginnt so: „Er war lange weg, der Mann. Sehr lange. Vielleicht zu lange. Und er kommt ganz anders wieder, als er wegging. Äußerlich ist er ein naher Verwandter jener Gebilde, die auf den Feldern stehen und die Vögel erschrecken. Innerlich – auch. Er hat tausend Tage draußen in der Kälte gewartet. Und als Eintrittsgeld musste er mit seiner Kniescheibe bezahlen … Einer von denen, die nach Haus kommen und dann doch nicht nach Hause kommen, weil für sie kein Zuhause mehr da ist. Und ihr Zuhause ist dann draußen vor der Tür.“

Ob das Buch heute noch Pflichtlektüre ist wie zu meiner Schulzeit? Der Zweite Weltkrieg ist ja weit weg, aber der Dritte ist, jedenfalls in Kommentaren, Interviews und Befürchtungen, nah da. „Draußen vor der Tür“ gehört zu den Lektüren, die man nicht vergisst; man vergisst sie so wenig wie Borcherts Erzählung „Nachts schlafen die Ratten doch“. Diese Texte zählen zur sogenannten Trümmerliteratur. Es gibt so viele neue Trümmer.

Wolfgang Borchert:  Draußen vor Tür. Es gibt das Buch in etlichen Taschenbuchausgaben, zum Beispiel bei ro ro ro, 128 Seiten, für acht Euro.

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