Die Demokratie passt nicht in eine Kiste, auch wenn diese Kiste eine Wahlurne ist. Sie passt auch nicht auf hundert Seiten; gleichwohl ist es lohnend, sich diese 100 Seiten zu gönnen. Auf der Hälfte dieser Seiten gibt der Autor Alexander Görlach einen Überblick über die Demokratiegeschichte, die uns vom griechischen Marktplatz bis zum Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York führt.

„Nein, die Griechen haben die Demokratie nicht erfunden“, heißt es auf dem Buchdeckel. Denn die Sklaven, die Frauen und das gemeine Volk hatten keine demokratischen Rechte, sondern nur die „Besten“, die „Exzellenten“, nämlich die männlichen Vorsteher bestimmter Familien. Der Autor beschreibt in wenigen Sätzen, dass die antiken Staatswesen eine Ordnung und Rechte garantierten, zu der jene Barbaren, die draußen vor den Toren waren, nicht gehörten. Man trifft in dem Buch auf Platon und Aristoteles, auf Konfuzius und Cicero, auf Erasmus von Rotterdam, Jean-Jacques Rousseau, Hugo Grotius, John Locke und Thomas Jefferson.

Um Demokratie muss gerungen werden; die Errungenschaften heißen Verfassung. Demokratie braucht den lernenden, den solidarischen und empathischen Menschen. Und sie braucht Menschen, die sich einnehmen lassen von diesen Werten und die sich auf den Diskurs und die Argumentation einlassen. Görlach beschreibt, wie Ressentiments entstehen und das „Wir gegen die“. In seinen Überlegungen zum Sündenbock ist der Theologe erkennbar.

Görlach verweist darauf, dass der Ressourcenmangel und die Befürchtung, dass sich die eigene wirtschaftliche Situation verschlechtert, häufiger Ressentiments antreibt, als dies kulturelle und religiöse Unterschiede tun. An anderer Stelle entlarvt er demokratische Fassaden und Schwindeleien mit der schlichten Frage: Können die Bürger wählen, wen sie wollen; lieben, wen sie wollen; glauben, an wen sie wollen? Eine Demokratie sucht auf der Basis ihrer Verfassungswerte gemeinsam und mutig nach einer guten Zukunft – schreibt Görlach. Da hat er recht.

Alexander Görlach: Demokratie. Das Büchlein ist 2021 erschienen bei Reclam (Reihe 100 Seiten). Es kostet zehn Euro.

 

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