Meine Leseempfehlungen sind heute nicht nur Leseempfehlungen, sondern auch Hörempfehlungen: Die Tondokumente vom Frankfurter Auschwitz-Prozess sind vom Fritz-Bauer-Institut in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Hauptstaatsarchiv online gestellt worden und frei zugänglich – auf der Website www.auschwitz-prozess.de. Die Aufnahmen umfassen die Aussagen von 318 Zeugen, sowie das Plädoyer des Staatsanwalts, die Schlussvorträge der Verteidiger und die elfstündige Urteilsbegründung. Diese Tondokumente sind unendlich beeindruckend. Die 430-stündige Originalaufnahme wurde „zur Stützung des Gedächtnisses des Gerichts“ vom 30. April 1964 an aufgezeichnet. Der Tonbandmitschnitt sollte ursprünglich nach dem Ende des Prozesses vernichtet werden, blieb jedoch aufgrund der Interventionen von Auschwitz-Überlebenden erhalten.

Einen hervorragenden Eindruck von alledem vermittelt – und damit bin ich bei der Leseempfehlung – ein 872 Seiten dicker Katalog, der vor gut zwanzig Jahren zur Wanderausstellung „Auschwitz-Prozeß 4 Ks 2/63 Frankfurt am Main“ erschienen ist, herausgegeben von Irmtrud Wojak und dem Fritz Bauer Institut. Der Band enthält Fotos von Zeugen im Prozess, viele Essays und Aufsätze, Ausschnitte aus den Vernehmungen von Angeklagten und Zeugen. Es finden sich dort gehaltvolle Abhandlungen darüber, wie der Auschwitz-Prozess in der Literatur, der Philosophie und der Publizistik behandelt worden ist. Dazu die Chronik des Lebens von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer samt Fotos von Stefan Moses, der Bauer 1965 in seinem Frankfurter Büro besucht hat. Das Buch ist schwer wie ein Ziegelstein. Sein eigentliches Gewicht aber ist in solchen oder anderen Maßeinheiten nicht zu messen.

Irmgard Wojak im Auftrag des Fritz Bauer Instituts (Hrsg.): Auschwitz-Prozess 4 Ks 2/63 Frankfurt am Main. Begleitband zur Ausstellung. Snoeck Verlagsgesellschaft Köln. Klappenbroschur, 872 Seiten. Das Buch kostet 49,80 Euro.

 

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Dazu ist auch hinzuweisen auf: Raphael Gross, Werner Renz (Hrsg.): Der Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965). Kommentierte Quellenedition. Erschienen als Hardcover in zwei Teilbänden im Campus-Verlag. Das Werk hat 1402 Seiten und kostet 78 Euro.

 

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