Manchmal schaut Europa aus wie Neapel im Dauerregen: Da laufen Abwasserkanäle über, ein Haus versinkt in Schlammlawinen und die Menschen werden depressiv vor Melancholie. So ergeht es einem nach den Europawahlen vom vergangenen Sonntag. Das europäische Haus, so man überhaupt diese Metapher noch gebrauchen mag, kommt einem vor, als sei es aus Pappe – und vom Regen des Rechtsextremismus und des Rechtspopulismus durchweicht. Es gibt einen wunderbaren Roman darüber: Das Deutschlandradio hat diesen Roman „Malacqua“, was auf Deutsch „böses Wasser“ heißt, „als Metapher für Europa“ bezeichnet. Der Roman ist schon alt, er ist aus dem Jahr 1977; geschrieben hat ihn, glanzvoll, der Journalist Nicola Pugliese; es ist der einzige Roman des verstorbenen Polizei- und Lokalreporters; der Roman ist so vergessen wie sein Autor – aber er ist erschreckend aktuell und spannend. Es gibt eine deutsche Ausgabe des Romans, übersetzt von Barbara Pumhösel, erschienen 2019. Packend. Phantastisch. Zeitlos.

Nicola Pugliese: Malacqua. Vier Tage Regen über Neapel in Erwartung, dass Außergewöhnliches geschieht. Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Barbara Pumhösel. Launenweber-Verlag, Köln 2019. Das Buch hat 300 Seiten und kostet ca. 50 Euro.