Es gib einen Reinhard Marx, den fast jeder kennt; er ist der Kardinal von München und Freising und er war lange Jahre Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Es gibt einen etwas weniger bekannten gleichnamigen Rechtsanwalt in Frankfurt – der sich im Asylrecht mindestens so gut auskennt wie sein Münchner Namensvetter in der Bibel. Dieser Frankfurter Rechtsanwalt Reinhard Marx hat nun ein bemerkenswertes Büchlein vorgelegt, das den Titel trägt: „Warum wir Flüchtlinge schützen müssen“. Anwalt Marx, der viele fundierte und auflagenstarke Rechtshandbücher zum Aufenthalts-, Asyl- und Flüchtlingsrecht herausgibt, löst sich in diesem kleinen Werk vom bloßen Kommentieren einer komplizierten Rechtsmaterie und versucht sich in „einer Neubegründung des Flüchtlingsschutzes“.

Er kreist um den philosophischen und politischen Gehalt von Solidarität und er analysiert die Dynamik dieses Begriffs: Das Recht soll verhindern, dass man selbst schutz- und hilflos wird. Das zu erklären ist Aufklärung. Reinhard Marx ist ein Aufklärer – einer mit einem ungewöhnlichen Lebensweg: Er begann sein Berufsleben als Musiker der Bundeswehr, spielte dort Klarinette, er wurde Polizeibeamter, machte Abitur auf dem Abendgymnasium, studierte Jura, wurde Kriegsdienstverweigerer und Rechtsanwalt, er ist das jetzt seit bald vierzig Jahren, er engagiert sich bei Amnesty und Pro Asyl. Auf seiner Kanzlei-Homepage steht ein Satz von Tucholsky: „Recht kann man nur in bedrohten Lagen erkennen; wenn es da nichts gilt, taugt es nichts.“ Marx hat sein Berufsleben lang dafür gekämpft, dass es etwas gilt.


Reinhard Marx, „Warum wir Flüchtlinge schützen müssen. Versuch einer Neubegründung des Flüchtlingsschutzes. Zwei Essays.“ Das Buch hat 141 Seiten, es ist im Oktober 2021 im Loeper Literaturverlag erschienen und kostet 14,90 Euro.

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