Spätestens Ende März sollte der Afghanistan-Untersuchungsausschuss des Bundestags eingesetzt werden – um sich mit dem desaströs gescheiterten Bundeswehr-Einsatz zu befassen. So sieht es der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP vor. Doch der Beginn der Aufklärungsarbeit verzögert sich unter anderem deshalb, weil das Außenministerium unter seiner Ministerin Annalena Baerbock um mehr Zeit für die Vorbereitung gebeten hat. Zu dieser Vorbereitung sollte auch die Lektüre des Buches von Michael Lüders gehören. Es heißt: Hybris am Hindukusch. Untertitel: Wie der Westen in Afghanistan scheiterte.

Michael Lüders war lange Jahre Nahost-Korrespondent der Hamburger Wochenzeitung Zeit und berichtete schon in den 1990er Jahren aus Afghanistan. Er ist Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, in Nachfolge des verstorbenen Peter Scholl-Latour. Sein Buch ist lehrreich, es ist über Strecken hin grandios, es ist ein Geschichtsbuch und ein Gegenwartsbuch zugleich: Es führt in die Tiefen und Untiefen des Kolonialismus. Es lehrt, warum es Größenwahn ist, „ein Land verändern zu wollen, ohne es zu verstehen“. Lüders schildert, wie und warum das britische Empire im 19. Jahrhundert in Afghanistan die tödlichste und verheerendste Niederlage seiner Geschichte erlebte. Er beschreibt, wie in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Sowjetunion bei dem Versuch scheiterte, Afghanistan zu unterwerfen, und wie das zum Untergang des Sowjetreiches beitrug. Er wirft den USA und ihren Verbündeten, Deutschland inbegriffen, vor, aus dieser Vergangenheit nichts gelernt zu haben.

Michael Lüders: Hybris am Hindukusch. Wie der Westen in Afghanistan scheiterte. Das Buch ist 2022 bei C.H.Beck erschienen. Es hat 206 Seiten und kostet 14, 95 Euro.

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