Die Spitzenpolitiker der Generation, die in den 60er und 70er Jahren den sozialen Aufstieg geschafft hat, kappen die Verbindung nach unten. Die neuen Gesetze fördern die neue Armut.

Die Führungsschicht in Politik und Wirtschaft kompostiert die soziale Verantwortung. Ihre Reformpolitik ist einseitig und gefährdet den Zusammenhalt der Gesellschaft. Sie schützt nicht vor sozialen Risiken, sondern produziert diese Risiken neu. Sie fördert nicht den Gemeinsinn, sondern praktiziert Gemeinheit. Sie entsorgt die Solidarität und belastet damit die Familien mit Kindern. Die Leute werden arm gemacht, kriegen aber keinen Job.

Die Folgen einer Politik, die weder sozial noch christlich, sondern vor allem unanständig ist, sind abzusehen: Die Volksparteien entfremden sich dem Volk, die Wähler laufen in Massen weg. Dann schlägt die Stunde des Populisten.


Hand aufs Herz: Wer hat sich noch nicht dabei ertappt, die eine oder andere Floskel nachzuplappern, die uns die Propheten einer von lästigen sozialstaatlichen Fesseln befreiten Wirtschaft als die Schlüssel in eine besser Zukunft Tag für Tag vorbeten? Aber: Es ist ja auch kein Wunder, dass man sich irgendwann in das angeblich so wie so Unvermeidbare fügt, und in den Chor derer einstimmt, die angeblich, auch wenn dies vordergründig anders scheine, ja auch nur unser aller Bestes wollen. Zumal die Herren immer ungeduldiger werden angesichts des starrhalsigen Unverstands der ihnen fortdauernd entgegenschlägt.

Kann man es — so fangen wir schon selbst an, uns zu fragen — mit dem Kündigungsschutz denn noch gründlicher übertreiben als bei uns?! Ist doch klar, dass man niemanden mehr einstellen mag, wenn man Angst haben muss, ihn dann nicht mehr loszuwerden. Und zeugt es nicht vielleicht wirklich von ökonomischer Naivität, sich über das Millionengehalt manches Vorstandschefs zu beschweren, der trotz sprudelnder Gewinne nicht nur niemanden mehr einstellt, sondern Tausende auf die Straße setzt?

„Die Zerstörung der sozialen Gerechtigkeit“, hat Heribert Prantl seine pointierte Streitschrift im Untertitel genannt, in der er die gängigsten der im Umlauf befindlichen sozio-ökonomischen Phrasen-Blasen, eine nach der anderen platzen lässt. Die Dinge unmissverständlich und treffend bei ihrem oft schlichten, die Sache aber treffenden Namen zu nennen, ist leider nicht jedem gegeben. Und so ragt Kein schöner Land wie eine rettende Insel aus dem weiten, öden Phrasenmeer der journalistischen Krisenliteratur unserer Tage. Lesenswert! — Hasso Greb


Cover Kein schöner Land
  • Taschenbuch: 208 Seiten
  • Verlag: Droemer HC; Auflage: 1. (7. März 2005)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426273632
  • ISBN-13: 978-3426273630
  • Verpackungsabmessungen: 21 x 12,4 x 1,8 cm
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