Vor zwei Wochen habe ich mich in meiner SZ-Freitagskolumne mit den strafrechtlichen Ermittlungen wegen Cum-Ex befasst: Die Kölner Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker ist da die Speerspitze der Aufklärung. Die Umstände, unter denen sie ihre Arbeit tut, sind, so schrieb ich, nicht gut. In dem Buch, das ich Ihnen heute empfehle, heißt die Chefermittlerin nicht Brorhilker, sondern Hilkerbrok. Der Autor ist Hartmut Palmer, einst ein politischer Chefermittler des Spiegel; er hat den verständlichsten und spannendsten Text über die Cum-Ex-Milliardenbetrügereien geschrieben, den ich bisher gelesen habe: 407 Seiten lang, spannend wie ein Krimi.

Es ist auch einer. Es ist dies ein Roman über die Bankenmafia, ein Finanzporno über tödliche Gier und über eine irrige Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs in München, die, wie Palmer wunderbar herausarbeitet, Cum-Ex überhaupt erst möglich gemacht hat. Palmers Buch ist eine literarische Fiktion, aber hart an der Wahrheit. Bundeskanzler Olaf Scholz spielt darin auch eine Rolle, eine kleine, aber typische: Dass er sich in Sachen Cum-Ex ohne Not in eine Gedächtnislücke geflüchtet hat, aus der er nicht mehr herausfindet, ist keine Erfindung, sondern Faktum. Und Hartmut Palmer ist ein Autor, der sein Geschäft beherrscht. Der politische Journalist a.D. ist jetzt 82 Jahre alt – und er schreibt wie ein Junger. Was Sie schon immer über Cum-Ex wissen wollten: Hier ist es!

Hartmut Palmer: Abkassiert. Die tödliche Gier der Cum-Ex-Zocker. Der Roman ist im September im Gmeiner-Verlag erschienen; er kostet 18 Euro.

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